„Gesunde Zukunft für alle“: Notwendige Maßnahmen gegen den Ärztemangel
Die letzten drei Jahre dominierte in der Gesundheitsberichterstattung die Corona-Pandemie mit der Maskenpflicht, den Test, Inzidenzen und Impfungen. Andere, zum Teil schwerwiegende Krankheiten wie etwa Krebs verschwanden aus dem Fokus der Öffentlichkeit ebenso wie auch die bestehenden strukturellen Probleme im Gesundheitssystem. Sie wurde zu wenig thematisiert und die Problemlösung nicht entschlossen genug angegangen. Das betrifft vor allem den Hausärztemangel.
Der klassische Hausarzt ist der Grundpfeiler der ländlichen Gesundheitsversorgung, der auch die Spitäler entlastet. In Oberösterreich sind derzeit 38 Kassenarztstellen für Allgemeinmedizin und zusätzlich 16-Fach-Kassenarztstellen unbesetzt. Hinzu kommt, dass in den kommenden zehn Jahren 40 Prozent der Allgemeinmediziner das Pensionsalter erreichen. Es gehen jedes Jahr Stellen verloren, die bei weitem nicht mit jungen Ärztinnen und Ärzten nachbesetzt werden können. Wir stehen hier vor einem dramatischen Versorgungsproblem und einer sozialpolitischen Zeitbombe. Oberösterreich hat im Bereich Gesundheitspolitik in den vergangenen Jahren aus eigener Kraft versucht, gegenzusteuern: mehr als ein Viertel des Budgets 2023 wandert in den Gesundheitssektor, das ist ein Plus von 200 Millionen Euro. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass ein Bundesland alleine nicht die Fehlentwicklung eines bundespolitischen Verantwortungsbereichs ausgleichen kann. „Wir brauchen daher endlich systemische Veränderungen, die nur die Bundesregierung in die Wege leiten kann“, so der Landesparteiobmann der FPÖ Oberösterreich, Landeshauptmann-Stv. Dr. Manfred Haimbuchner und der Linzer FPÖ-Gesundheitsstadtrat Dr. Michael Raml in einer gemeinsamen Pressekonferenz .
Die FPÖ OÖ sendet daher heute einen Brief mit zwei konkreten Forderungen gegen den Ärztemangel an den zuständigen Gesundheitsminister Johannes Rauch nach Wien:
Der Hausärztemangel gefährdet die ländliche Gesundheitsversorgung, weswegen wir die Umsetzung zweier konkreter Vorschläge fordern: 1. Abänderung der Quoten-Regelung bei Medizinstudienplätzen Derzeit werden aufgrund Vorgaben der EU nur 75 Prozent der rund 1.700 heimischen Medizin-Studienplätze für Studenten mit österreichischem Maturazeugnis vergeben. Wir fordern daher Ihren Einsatz bei der EU, das Studienplatzkontingent für österreichische Medizinstudenten auf mindestens 90% aufzustocken. In Summe könnten dadurch jährlich zusätzlich 250 österreichische Ärzte ausgebildet werden. 2. Heimatstipendium für Ärzte, die langfristig in Österreich Hausarzt werden Wir fordern erneut – wie in Ihrem Regierungsprogramm seit Jahren angekündigt – breit angelegte Stipendien für Medizinstudenten, die sich zur langfristigen Tätigkeit als Hausarzt in Österreich verpflichten. Die derzeitige Zersplitterung angekündigter Stipendien (ÖGK, Niederösterreich, Burgenland, Bundesheer) muss vereinheitlicht werden.
„Unser Ziel ist es, die Studienplatzkontingente für Medizinstudenten mit österreichischem Maturazeugnis auf mindestens 90% aufzustocken. Dies wäre insofern möglich, wenn „sachliche Erfordernisse des Allgemeininteresses“ dies rechtfertigen und das Ganze EU-seitig genehmigt wird. In Summe könnten dadurch jährlich zusätzlich 250 österreichische Mediziner ausgebildet werden“, so Haimbuchner.
Der Ärztemangel betrifft auch die Landeshauptstadt Linz massiv, nennt Raml konkrete Zahlen: Trotz vieler Initiativen und dem Ausbau von Primärversorgungseinrichtungen existierten mit Stand Oktober 2022 in Linz 13 unbesetzte Kassenarztstellen, davon sechs für Allgemeinmedizin und fünf Kassenärzte für Kinderheilkunde. Dass es auch im stationären Bereich nicht besser aussieht, zeigen die Medienberichte von Mitte des vorigen Jahres, als im Kepler Universitätsklinikum rund 140 Betten wegen Personalmangels gesperrt werden mussten. Das ist von landesweiter Bedeutung, denn Linz federt als Zentrum der Krankenhäuser in Oberösterreich viele Umlandgemeinden und ländliche Gebiete versorgungstechnisch ab. Neben den beiden präsentierten Vorschlägen gegen den Ärztemangel sind deshalb auch noch weitere Maßnahmen notwendig, die den niedergelassenen Bereich attraktivieren.
Dazu gehören beispielsweise: die Einführung von Hausapotheken, anständige Tarifabschlüsse und die Zusage der ÖGK, dass das Geld der Linzer Versicherten eben nicht in undurchsichtigen Strukturen in der Bundeshauptstadt versickert, sondern den Linzer Bürgerinnen und Bürgern zur Verfügung steht, so Raml.
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